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Hund anschaffen – Welpe oder erwachsener Hund?

Ob Welpe, Junghund oder erwachsener Hund steht bei der Anschaffung eines Hundes neben der Frage zum Geschlecht am häufigsten zur Debatte. Worin besteht der Vorteil von Welpen oder Junghunden und was ist beim erwachsenen Hund zu beachten? Dies und mehr erfahren Sie hier.

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Welpe, Junghund oder erwachsener Hund? Alles hat Vor- und Nachteile. © Rita Kochmarjova/ stock.adobe.com

Altersstufen beim Hund

Die einzelnen Altersstufen beim Hund richten sich nicht zuletzt auch nach Größe und Rasse des Tieres. Doch als Faustregel wird oft folgende Einstufung zugrunde gelegt:

  • Bis zu 6 Monaten spricht man vom Welpen.
  • Bis zu 12 Monaten spricht man vom Junghund.
  • Ab etwa 12 Monaten spricht man vom erwachsenen Hund, bei denen je nach Größe und Rasse ab dem 6. Lebensjahr bereits das Rentenalter beginnt.

Jeder Welpe ist süß

Das Kindchenschema des Hundebabys entfaltet bei den meisten seine ungehemmte Wirkung und so sieht man auch gestandene Männer, die sonst wirklich rational und gut durchdacht durchs Leben gehen, beim Anblick eines Welpen plötzlich ganz weich und sanft werden und schneller auf den Hund kommen, als sie selbst planten.

Doch diese Wochen, in denen wir verzückt dem kleinen Fellknäuel beim Schlafen, Fressen und Spielen zu sehen, gehören zu den anstrengendsten Wochen im Zusammenleben mit dem Hund. Hier gilt es, die Regeln für ein ganzes Hundeleben festzulegen und vor allem auch konsequent daran festzuhalten. Und das gestaltet sich meist schwerer, als Sie vielleicht glauben. Alle vorher gefassten guten Vorsätze zur Erziehung des künftigen Familienmitglieds schmelzen oft angesichts des hinreißenden kleinen Kerlchens wie Eis in der Sonne.

Der Vorteil von Welpen

Gehen wir davon aus, dass Sie Ihren Welpen von einem verantwortungsvollen Züchter kauften, der bereits in den ersten acht bis zwölf Wochen viel Liebe und Mühe auf die Aufzucht und Sozialisierung seiner Welpen verwendete, dann erhalten Sie ein zukünftiges Familienmitglied, welches seiner Umwelt gegenüber aufgeschlossen ist und unter Ihrer Anleitung auch noch den Rest der Welt erobert. Sie erhalten ein kleines Wesen, welches Sie entsprechend seines sich entwickelnden Wesens und Charakters nach Ihren Vorstellungen formen können.





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Mit einem Welpen holen Sie sich auch enorme Verantwortung ins Haus. © Blanscape/ stock.adobe.com

Zwar wird ein Welpe mutiger, sogar richtig dreist sein, während ein anderer eher vorsichtig seine Welt erkundet, doch keiner von ihnen hat bisher schlechte Erfahrungen gemacht und begleitet Sie mit einem unglaublichen Urvertrauen in Ihre Fähigkeiten. Für Sie ist dies eine einmalige Chance, die es nicht zu verschenken gilt!

Der Junghund – die einfache Wahl?

Die bewusste Entscheidung für einen Junghund fällt häufig mit dem Gedanken, dass dieser wahrscheinlich schon stubenrein ist, vielleicht sogar schon lernte, ein paar Stunden allein zu bleiben. Doch dieser Gedanke führt nicht selten ins Chaos. Sie dürfen nämlich nicht vergessen, dass ein Junghund bereits aus zweiter Hand kommt, seine ersten Erfahrungen mit Menschen sammelte und je nachdem, wie diese ausfielen, auch entsprechend reagiert.

Der Junghund aus privatem Haushalt

Holen Sie den Hund aus einem privaten Haushalt, werden Sie sich bereits vor Ort einen Eindruck verschaffen können, was mit dem Junghund eventuell auf Sie zukommt. Der Volksmund weiß: „Wie der Herre, so’s Gescherre!“ und das ist gar nicht so falsch. Sind die Besitzer z. B. eher sehr barsch im Umgang mit dem Hund, so werden Sie vielleicht ein nervöses, ängstliches Bündel Hund erhalten. Haben Sie den Eindruck, dass in diesem Hause alles sehr nachlässig gehandhabt wird, können Sie höchstwahrscheinlich auch davon ausgehen, dass es mit der Haltung des Hundes nicht anders aussah. Verlassen Sie sich hier auf Ihr Bauchgefühl und entschließen Sie sich bei argem Grummeln lieber zu einem Nein, falls Sie sich nicht zutrauen, das Verbogene wieder gerade zu rücken.

Der Junghund aus dem Tierheim

Der Hund aus dem Tierheim wird selten mit ehrlichen Aussagen der Besitzer abgegeben, viele Hunde landen gar als Fundhunde im Tierheim. In diesem Fall erhalten Sie unter Umständen ein echtes Überraschungspaket. Auch wenn die Betreuer des Tierheimes sich alle Mühe geben, den Junghund einzuschätzen, können sie dennoch komplett falsch liegen, da sich Hunde im Tierheim oft ganz anders verhalten als später in ihrem Heim. Hunde passen sich eben perfekt an die Gegebenheiten an.

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Auch im Tierheim können Sie den Hund fürs Leben finden. © hedgehog94/ stock.adobe.com

Alles ist möglich

Beim Junghund ist also alles möglich. Sie können einen Welpen in Junghundegestalt erhalten, bei dem Sie ganz von vorn beginnen müssen, auch mit der Stubenreinheit. Dazu kommt das altersgerechte Verhalten. Sie haben einen Teenie vor sich, der sich erprobt, auch an Ihnen. Der die Welt selbstständig erobern will und auch über die Stränge schlägt. Sie können aber auch einen seinem Alter entsprechend wirklich gut erzogenen Hund aufnehmen.

Der erwachsene Hund – eine bequeme Wahl?

Schön wäre das und manchmal ist es auch so. Doch wie schon der Junghund kommt auch der erwachsene Hund aus zweiter Hand, mindestens. Auch er hat seine ganz persönlichen Erfahrungen mit Menschen gesammelt und konnte diese weitaus mehr vertiefen als ein Junghund. Nur weil der Hund erwachsen ist, bedeutet es noch lange nicht, dass er auch stubenrein ist oder ein paar Stunden allein bleibt. Er kann das alles noch lernen, doch nun ist es Ihre Aufgabe, zu meistern, was andere vernachlässigt oder gar verdorben haben.

Ist der Hund älter als drei Jahre, haben sich Charakterzüge, Wesensmerkmale, Eigenheiten und frühere erzieherische Maßnahmen so verfestigt, dass dieser Hund bereits der ideale Begleiter ist, aber auch vorerst zum Alptraum werden kann. Manche Dinge kann man tolerieren, andere müssen sanft verändert werden.

Der erste Eindruck kann täuschen

Da der erste Eindruck beim Junghund und erwachsenen Hund täuschen kann, sollten Sie sich mehrere Möglichkeiten erbitten, den Hund kennenzulernen. Mehrere Spaziergänge, vielleicht sogar ein Wohnen auf Probe, bringen Klarheit darüber, ob Sie und der Hund ein gutes Gespann werden.

  • Haben Sie in Ihrem Bekanntenkreis einen Hund, der sehr souverän auf andere Hunde reagiert, bitten Sie den Halter mit Hund zu einem Treffen auf neutralem Gebiet. Optimal wäre natürlich ein gleichgeschlechtlicher Hund. Auf diese Weise finden Sie z. B. heraus, wie Ihr Favorit auf die Nähe anderer Hunde reagiert. Um Unfälle auszuschließen, müssen beide Hunde bei solch einem Treffen angeleint sein. Haben Sie die Möglichkeit, dieses Probetreffen in umzäuntem Terrain abzuhalten, können Sie bei Verträglichkeit auch das Ableinen riskieren. Beobachten Sie genau Ihren Wunschhund. Hier werden Sie viel über seine Sozialkompetenz im Umgang mit anderen Hunden erkennen.
  • Gehen Sie mit dem Hund in mäßig belebten Straßen spazieren und achten Sie genau auf seine Reaktion. Wie reagiert der Hund auf entgegenkommende oder überholende Passanten? Ist ein Unterschied bei Männern, Frauen oder Kindern zu erkennen?
  • Gehen Sie mit dem Hund zu einer gut befahrenen Kreuzung und stellen Sie sich mit ihm einfach an die Seite. Sie sollten Passanten dabei nicht behindern. Wie reagiert der Hund auf vorbeifahrende Pkw, Busse, Motorräder und Lkw?
  • Brechen Sie unbedingt den Test in jeder Situation ab, in der der Hund Stresssymptome wie hecheln oder schmatzen zeigt. Auch wenn der Hund sich zurückziehen will oder Angstaggression zeigt, muss die Aktion sofort beendet werden und dem Hund an ruhigerem Ort Gelegenheit zur ersten Entspannung gegeben werden, bevor Sie ihn nach Hause oder zu seinem bisherigen Besitzer bringen.

Sollte der Hund allerdings beim ersten Kennenlernen bereits sehr zurückhaltend, trotz versuchter Kontaktaufnahme desinteressiert oder gar deutlich ablehnend auf Sie reagieren, suchen Sie weiter. Dieser Hund, egal wie gut er Ihnen gefällt oder wie leid er Ihnen auch tun mag, wird nie wirklich Ihr Hund werden.

Antje Plate

Antje Plate teilt ihr Leben seit etwas mehr als 40 Jahren mit Hunden, seit etwa 20 Jahren beschäftigt sie sich mit dem Lebewesen Hund tiefergehend. Über die Jahre knüpfte sie teilweise sehr enge Kontakte zu anderen Haltern, Züchtern verschiedenster Rassen, Tierärzten und Kynologen. Außerdem entwirft und fertigt sie maßgefertigte Hundegeschirre.