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Vererbung beim Hund – Das sollten Sie wissen

Wie wichtig ein Mindestmaß an Wissen über die Vererbung beim Hund ist, zeigt sich immer wieder beim Kauf von Rassehunden und deren erblichen Krankheiten. Lesen Sie hier mehr darüber.

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Genetik und Vererbung bei Hunden sind ein weites Feld. © Sashkin/ atock.adobe.com

Bei bestimmten Verpaarungen können Sie selbst die Höhe der Wahrscheinlichkeit auf Gesundheit oder Krankheit herausfinden. Das ist eigentlich gar nicht so schwer, doch wie Sie sicherlich wissen, ist Genetik ein weites Feld und vor allem von einer Unmenge unverständlicher Fachausdrücke geprägt. Wir wollen jedoch versuchen, Ihnen auf möglichst einfache Art die Grundregeln der Vererbung aufzuzeigen, wobei es leider doch nicht ganz ohne Fachbegriffe geht.

Homozygot und Heterozygot

Jedes Gen besitzt zwei Kopien, eines von jedem Elternteil. Diese Kopien werden als Alele bezeichnet. Sind diese Alele identisch, spricht man von homozygoter Vererbung, also reinrassig. Unterscheiden sich die Alele voneinander, sind sie heterozygot, also mischerbig.

» homozygote Vererbung = reinrassig
» heterozygote Vererbung = mischerbig

Autosomal rezessive und autosomal dominante Vererbung

Für Erbkrankheiten spielt es eine große Rolle, ob die Basis homozygot oder heterozygot ist, denn davon ist der Vererbungsfaktor abhängig, der als autosomal rezessiv und autosomal dominant bezeichnet wird. Dieser Unterschied, wie eine Krankheit vererbt wird, nämlich rezessiv oder dominant, entscheidet darüber, ob und in welchem Maße erkrankte Elternteile die Erkrankung weitergeben.





» autosomal rezessive Vererbung:
Bei der autosomal rezessiven Vererbung ist in beiden Kopien der Gene dasselbe Gen defekt.

» autosomal dominante Vererbung:
Liegt nur in einer Kopie das defekte Gen vor, spricht man von autosomal dominanter Vererbung. Doch dieses eine Gen reicht völlig aus, um hier die entsprechende Krankheit hervorzubringen.

Bei der rezessiven Vererbung bringen heterozygote Gene nur Träger hervor, bei der dominanten Vererbung jedoch erkrankte. Sind hier die Gene sogar homozygot, sind die Erkrankungsfolgen meist ausgesprochen schwer.

Folgen der autosomal rezessiven Vererbung

Nach den Gesetzen der Vererbung können Sie bei autosomal rezessiver Vererbung von Folgendem ausgehen:

  • beide Elternteile gesund = 100 Prozent gesunder Nachwuchs
  • ein Elternteil Träger der defekten Erbinformation, der andere gesund = 50 Prozent gesunder Nachwuchs, 50 Prozent Träger
  • ein Elternteil gesund, das andere erkrankt = 100 Prozent Träger
  • beide Elternteile Träger = 25 Prozent Träger, 25 Prozent Erkrankte, 50 Prozent gesunder Nachwuchs
  • ein Elternteil Träger, der andere erkrankt = 50 Prozent Träger, 50 Prozent erkrankter Nachwuchs
  • beide Elternteile erkrankt = 100 Prozent erkrankter Nachwuchs

Kaufen Sie einfach nur einen Familienhund, darf das Tier auch Träger der defekten Erbinformation sein. Sollten Sie irgendwann jedoch züchten wollen, müssen Sie darauf achten, dass bei einem Träger nur die Kombination mit einem gesunden Tier Erfolg auf gesunden Nachwuchs verspricht, wobei jedoch 50 Prozent der Welpen wieder Träger sein werden.

Sind beide Elterntiere Träger einer autosomal rezessiv vererbbaren Krankheit oder gar daran erkrankt, sollten Sie die Finger vom Nachwuchs dieser Verpaarung lassen. Während im ersten Fall wenigstens zu 25 Prozent erkrankte Welpen dabei sind (und Sie wissen nicht, welcher der Welpen betroffen ist), werden es im zweiten auf jeden Fall 100 Prozent sein.

Folgen der autosomal dominanten Vererbung

  • beide Eltern gesund = 100 Prozent gesunder Nachwuchs
  • ein Elternteil heterozygot erkrankt, der andere gesund = 50 Prozent heterozygot erkrankter, 50 Prozent gesunder Nachwuchs
  • ein Elternteil gesund, der andere homozygot erkrankt = 100 Prozent heterozygot erkrankter Nachwuchs
  • beide Elternteile heterozygot erkrankt = 25 Prozent homozygot erkrankter, 50 Prozent heterozygot erkrankter und 25 Prozent gesunder Nachwuchs
  • ein Elternteil heterozygot erkrankt, der andere homozygot = 50 Prozent homozygot und 50 Prozent heterozygot erkrankter Nachwuchs
  • beide Elternteile homozygot erkrankt = 100 Prozent homozygot erkrankter Nachwuchs

Wie Sie sehen, besteht bei autosomal dominant vererbbaren Krankheiten nur eine wirklich gute Chance auf gesunde Welpen, wenn beide Elternteile gesund sind.

Fazit:

Haben Sie sich für eine Hunderasse entschieden, prüfen Sie also die vorherrschenden Erbkrankheiten und erkundigen Sie sich, wie diese vererbt werden. Dementsprechend können Sie die angegebenen Verpaarungen (vorausgesetzt die Untersuchungsergebnisse sind bekannt gegeben) selbst schon gesundheitlich einschätzen. Mehr sogar noch! Sie wissen um die Verantwortung des Züchters beim Umgang mit der Gesundheit seiner Tiere und deren Nachzuchten Bescheid.

Antje Plate

Antje Plate teilt ihr Leben seit etwas mehr als 40 Jahren mit Hunden, seit etwa 20 Jahren beschäftigt sie sich mit dem Lebewesen Hund tiefergehend. Über die Jahre knüpfte sie teilweise sehr enge Kontakte zu anderen Haltern, Züchtern verschiedenster Rassen, Tierärzten und Kynologen. Außerdem entwirft und fertigt sie maßgefertigte Hundegeschirre.