Passende Hundeschule finden – 12 Tipps für die Suche

Hundeerziehung ist ein weites und vor allem viel diskutiertes Feld. An dieser Stelle wollen wir Ihnen 12 Tipps geben, wie Sie für sich und Ihren Hund die passende Hundeschule finden.

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Recherchieren Sie gründlich: Hundeschule ist nicht gleich Hundeschule. © cynoclub/ stock.adobe.de

Hundeschulen wie Sand am Meer

Kaum etwas anderes hat sich im letzten Jahrzehnt so stark verändert wie die Ansichten über Hundeerziehung. Moderne Erkenntnisse über den Hund und die veränderte Stellung des Hundes in der Gesellschaft haben stark zu diesen Veränderungen beigetragen. Allerdings herrschten auch nie so viele unterschiedliche Lehrmethoden in Hundeschulen wie heute. Bringt man fünf Hundetrainer zusammen, können Sie wohl mit sechs verschiedenen Meinungen über die Erziehung von Hunden rechnen. Über eines sind sich allerdings die meisten einig: Zur Erziehung des Hundes gehören liebevolle Konsequenz und Ruhe statt militärischer Drill und Kasernenhofton.

Statt Drill regiert Geduld

Die meisten Hundeschulen haben Gott sei Dank den alten Drill aus ihrem Programm verbannt. Die Mär von absoluter Dominanz und bedingungsloser Unterordnung geistert nur noch bei einigen Unbelehrbaren und Schutzhundeausbildern durch das Erziehungskonzept. Viele Hundeschulen bauen auf gewaltfreie Erziehung. Und solche Konzepte gibt es viele. Sie reichen von absoluter wortloser Kommunikation bis hin zu schon antiautoritären Methoden. Bei aller Freude über gewaltlose Erziehung erscheint Letztere allerdings etwas zu optimistisch, denn Hunde benötigen klare Regeln, deren Einhaltung auch konsequent verfolgt werden muss.

Jede Variante hat ihre Fürsprecher und ihre Ablehner. Befürworter sind natürlich die jeweiligen Hundetrainer und jene Hundehalter, bei denen das Konzept aufgegangen ist. Abgelehnt wird von andersdenkenden Hundetrainern und jenen Hundehaltern, bei denen das kritisierte Konzept eben nicht funktioniert hat.

Hunde lernen unterschiedlich

Die Krux an der Sache Hundeschule ist einfach, dass nicht jede Hunderasse, ja nicht mal jeder Hund, nach einem bestimmten Konzept zu erziehen ist. Es gibt also kein Universal-Erziehungskonzept für Hunde. Oft ist es eher eine Mischung aus verschiedenen Komponenten.





Während z. B. viele der bekannten Gebrauchshunde geradezu danach lechzen, neue Übungen und Anweisungen zu erlernen und diese voller Freude auch ausführen, neigen die Vertreter molossoider Rassen, der Teckelfamilie und auch etliche Terrier eher dazu, jeden Befehl erst mal nach Sinn und Vorteil für sich zu hinterfragen. Sie lernen keineswegs langsamer oder sind dümmer als ihre Arbeitskollegen, das kann jeder Halter eines solchen Hundes bestätigen, wenn es um Unfug und Dummheiten geht, doch sie lernen anders.

Für diese Hunderassen ist nicht die Arbeit der Lohn, sondern der Vorteil, welcher sich daraus für sie ergibt. Dieser kann aus einem besonders verführerischen Leckerli, einem aufregenden Abenteuer oder einfach Spaß am Entdecken einer neuen Fähigkeit liegen.

Individualität ist das Zauberwort

Viele Hundeschulen arbeiten mit Hunden aller Rassen. Dies mag auf den ersten Blick vorteilhaft sein, ist es aber nicht unbedingt. Für die Welpenspielgruppe bringt es große Vorteile, wenn sich Hunde aller Rassen, Mischungen und Größen begegnen. So ist die Art-Sozialisierung auf breitester Ebene gewährleistet. Da aber, wie bereits erwähnt, Hunde unterschiedlich lernen, rasseoffene Hundeschulen jedoch häufig Hunde mehr oder weniger über einen Kamm scheren, mag so mancher Individualist vor allem beim Erlernen des Grundgehorsams auf der Strecke bleiben. In diesen Fällen verliert der Hund oft die Freude am Lernen. Jetzt kommt es auf den Besitzer an, ob er seinen Hund dennoch weiter in das für ihn ungeeignete Konzept zwingt oder auf eine weitere Teilnahme verzichtet und stattdessen nach neuen Möglichkeiten sucht.

Passende Hundeschule finden – 12 Tipps für die Suche

Besuchen Sie mehrere Hundeschulen in Ihrem näheren Umfeld. Beobachten Sie bei Ihren Besuchen die Zusammensetzung der Hundegruppen und die Arbeit mit den Hunden.

» Tipp 1:
Kasernenhofton und Dominanzgehabe von Trainern und Haltern lassen auf das Verhältnis zu den Hunden und deren Ausbildung im Allgemeinen schließen. Wollen Sie einen Hund, der ständig in geduckter Haltung neben Ihnen herschleicht und Sie fortwährend dabei mit ängstlichen Blicken bedenkt, dann sind Sie hier richtig. Wie schon gesagt, geistert die Mär von absoluter Dominanz und bedingungsloser Unterordnung Gott sei dank aber nur noch bei einigen Unbelehrbaren durch das Erziehungskonzept.

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Nach welchen Konzepten und mit welchen Methoden lernen die Hunde? © Christian Müller/ stock.adobe.com

» Tipp 2:
Stupide und stereotype Übungswiederholungen beim Erlernen des Grundgehorsams langweilen die meisten Hunde schnell. Abwechslung in den Übungseinheiten ist ein gutes Zeichen.

» Tipp 3:
Wie lange dauern die einzelnen Übungseinheiten? Hunde können sich je nach Alter und Veranlagung zwischen 10 und 20 Minuten konzentrieren. Nach dieser Zeit sollten kurze Ruhepausen oder Spielpausen eingelegt werden oder die Übung gewechselt werden. Wurde z. B. Bei Fuß gehen trainiert, bietet sich der Wechsel auf eine schnellere, erlebnisreichere Übung an.

» Tipp 4:
Fehler macht nicht der Hund, sondern der Mensch! Wie sieht das diese Hundeschule? Wird der Hund oder der Mensch korrigiert? Vielleicht halten Sie die Leine zu straff oder zu locker, versteifen Ihre Körperhaltung oder sind einfach zu unsicher. All dies überträgt sich auf Ihren Hund. Hier müssen Sie die Möglichkeit zum Lernen erhalten, dann klappt’s auch mit dem Hund.

» Tipp 5:
Wie groß sind die jeweiligen Übungsgruppen? Je mehr Hunde in einer Gruppe sind, desto weniger Gelegenheit hat der Trainer, auch mal individuell auf Sie und Ihren Hund einzugehen. Optimale Gruppengrößen liegen zwischen fünf und maximal zehn Hunden bei einem Trainer. Achten Sie auf diesen Punkt. Hierbei handelt es sich um ein wichtiges Kriterium bei der Suche nach einer passenden Hundeschule.

» Tipp 6:
Welche Hunderassen nehmen vorrangig am Training teil? Sicher können Sie auch mit Ihrem Berner Sennenhund an einer Gruppe teilnehmen, die vorrangig aus Border Collies besteht. Doch erfahrungsgemäß bleibt hier der Berner auf der Strecke – Ausnahmen bestätigen natürlich jede Regel.

» Tipp 7:
Erfolgt eine Auswertung nach dem Training? Wo sind dann die Hunde untergebracht? Es gibt leider Hundeschulen, da werden die Hunde über längere Zeit in Einzelkennel gesteckt oder angepflockt, während sich Halter und Trainer erst mal noch ein gemütliches Kaffeekränzchen in der Platzhütte gönnen. Bitte nicht falsch verstehen: Es ist wichtig, dass der Hund lernt, über einen kurzen Zeitraum angeleint an einer bestimmten Stelle ohne Sichtkontakt zu Herrchen und Frauchen ruhig zu verweilen. Doch dies sollte nicht über maximal 15 Minuten hinausgehen. Schließlich bleiben Sie beim morgendlichen Brötchen holen auch keine zwei Stunden beim Bäcker sitzen.

» Tipp 8:
Haben die Hunde Gelegenheit, vor der Trainingsstunde und danach eine kleine Spielrunde zur Lockerung einzulegen? Besteht für die Hunde bereits vor dem eigentlichen Training die Gelegenheit, für nur 10 Minuten das Terrain zu erkunden, können sie sich besser auf die dann folgende Arbeit konzentrieren. Schließlich haben sich die anwesenden Hunde begrüßen können und das Areal abgeschnüffelt. Nach dem Training löst das kurze Spiel die Anspannung, die sich auch beim Hund während dessen aufbaut.

Das Gespräch mit den Trainern nach der Stunde ist unerlässlich. Hat Ihnen der Unterricht als solcher zugesagt, auch die Gruppengröße und Gruppenzusammensetzung, bringen Sie nun die vermeintlichen Nebensächlichkeiten in Erfahrung.

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Haben die Hunde vor oder nach dem Training ausreichend Möglichkeiten zum Spielen? © Milan/ stock.adbe.comhtt

» Tipp 9:
Ist die Hundeschule mit Ihrer Hunderasse einigermaßen vertraut oder herrschen noch veraltete Kenntnisse vor? So werden z. B. Chow Chow, Shar Pei und Rottweiler immer noch gern als sogenannte Ein-Mann-Hunde bezeichnet, was natürlich absoluter Blödsinn ist. Wie auch einige andere Hunderassen zeigen sich diese Fremden gegenüber einfach nur misstrauischer als andere. Und jeder Hund hat in einer mehrköpfigen Familie seine ganz besondere Bezugsperson, dass macht ihn jedoch noch lange nicht zum mythischen Ein-Mann-Hund. Je besser die Trainer über Ihre Hunderasse informiert sind, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass auch auf individuelle Bedürfnisse beim Gruppentraining eingegangen oder gleich eine entsprechende Gruppenauswahl getroffen wird.

» Tipp 10:
Besteht die Hundeschule auf das Tragen eines Halsbandes oder ist Ihnen die Wahl von Halsband oder Geschirr überlassen? Das Bestehen mancher Hundeschulen auf Halsband beruht nicht selten auf dem Wunsch, den Hund über dieses zu korrigieren. Ein zweischneidiges Schwert! Der Hals des Hundes ist Kommunikationszentrum und Kontaktzentrum im Zusammentreffen mit Hund und Mensch. Während Kehle und Nackenbereich unter Hunden zu erzieherischen Maßnahmen dienen, sind die Seitenbereiche in der Regel der freundlichen Berührung durch den Menschen vorbehalten. Korrigieren Sie nun also Ihren Hund über ein Halsband, so wird Druck auf die unterschiedlichsten Bereiche ausgeübt. Dies stiftet nur Verwirrung beim Hund. Gehört er zu den unsicheren Naturen, kann dadurch auch Misstrauen aufgebaut werden. Das Halsband wird so nicht zum geliebten Gassi-Accessoire, sondern zum Hassobjekt.

» Tipp 11:
Ist ein individuelles Vorgespräch inklusive der Einschätzung des Verhältnisses von Hund und Halter möglich? Leider bieten immer noch recht wenige Hundeschulen diesen Service an. Dabei würde er auch den Trainern helfen, den richtigen Ansatzpunkt zu finden. Bei solch einem Vorgespräch, welches verbunden ist mit der Vorstellung des Hundes, kann der Hundetrainer bereits Schwächen und Stärken des Teams erkennen und so ganz gezielt eine Ausbildungsvariante empfehlen.

» Tipp 12:
Bietet die Hundeschule eine kostenlose Schnupperstunde an? Dies ist nun nicht unbedingt der wichtigste Punkt. Doch diese Gelegenheit dient dem Halter dazu, festzustellen, ob das Training nicht nur beim Zusehen seinen Vorstellungen entspricht, sondern ob auch der Hund grundsätzlich positiv darauf reagiert – und dies, ohne gleich einen ganzen Trainingssatz zu buchen. Erkundigen Sie sich doch einfach mal über die einzelnen Angebote der Hundeschulen.

Fazit

Nehmen Sie sich Zeit für die Auswahl der Hundeschule. Leider gibt es den Beruf des Hundetrainers noch nicht als anerkannten Ausbildungsberuf. Es kann also eigentlich jeder eine Hundeschule eröffnen, ungeachtet seiner tatsächlichen Erfahrung und Kenntnisse. Eine gründliche Recherche und auch Empfehlungen anderer Hundehalter mit gut erzogenen, fröhlichen Hunden weisen hier den Weg.

Antje Plate

Antje Plate teilt ihr Leben seit etwas mehr als 40 Jahren mit Hunden, seit etwa 20 Jahren beschäftigt sie sich mit dem Lebewesen Hund tiefergehend. Über die Jahre knüpfte sie teilweise sehr enge Kontakte zu anderen Haltern, Züchtern verschiedenster Rassen, Tierärzten und Kynologen. Außerdem entwirft und fertigt sie maßgefertigte Hundegeschirre.