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Hundekauf – Finger weg von diesen Anbietern

Jeder wünscht sich seinen idealen Hund. Doch darüber, woher der Hund kommt, gehen die Vorstellungen weit auseinander. Von welchen Händlern Sie beim Hundekauf lieber die Finger lassen sollten, lesen Sie hier.

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Achten Sie auf seriöse Verkäufer. © Rita Kochmarjova/ stock.adobe.com

Die Frage nach dem Woher scheint denkbar leicht zu beantworten zu sein: Man fragt bei Züchtern nach aktuellen Welpenverkäufen, schlägt auf den bekannten Internetseiten nach oder klappert die nächstliegenden Tierheime ab. Irgendwo wird sich schon ein Hund finden. Sicher, irgendwo wird sich schon irgendein Hund finden, doch ob dieser Hund dann auch Ihre Ansprüche als zukünftiges Familienmitglied erfüllen kann, ist mehr als fraglich.

Zwei Kategorien Hundeanbieter und viele Grauzonen

Grundsätzlich kann man den Bezugsort eines Hundes in zwei Kategorien einteilen:

» Kategorie 1: Hier dürfen Sie auf keinen Fall einen Hund kaufen
» Kategorie 2: Hier dürfen Sie einen Hund mit gutem Gewissen kaufen

Allerdings scheiden sich in Kategorie 2 die Geister. Nichts ist eben einfach nur schwarz oder nur weiß, es gibt noch Grauabstufungen. Beginnen wir doch aber mit den absoluten No-gos des Hundekaufs. Auf die schwarze Liste gehören auf jeden Fall:

  • Hundehändler aller Art
  • Massenzüchter, ob nun ordentlich gewerblich gemeldet oder nicht
  • Menschen, die das Ergebnis des Unfalls auf Straßen oder in Parks anbieten
  • Züchter, die offensichtlich ihre Tiere vernachlässigen (das müssen nicht immer Massenzüchter sein)

Der Hundehändler

Die Auswahl an Rassen ist meist groß und ist nichts dabei, kann der Händler bestimmt die von Ihnen gewünschte Rasse besorgen. Doch bedenken Sie: Hundehändler beziehen ihre Ware, nichts anderes sind Welpen für sie, entweder in Massenzuchtanstalten oder klappern Zeitungsanzeigen ab, um dort angebotene Würfe abzukaufen. Vor allem in ländlichen Zeitungsausgaben liest man immer wieder auch die Ankaufangebote: Kaufe Ihre Welpen, Komplettwurf, gleich welcher Rasse. So oder ähnlich lesen sich diese Ankaufinserate. Die Tiere werden mit geringstem Aufwand transportiert und anschließend auch gehalten. Das Resultat sind verstörte, meist kranke Welpen und Junghunde. Die Preise der Hundehändler liegen häufig leicht unter den regulären Zuchtpreisen und gelten für viele Interessenten deshalb auch als Schnäppchen. Vor allem der osteuropäische Markt bietet Rassehunde zu regelrechten Spottpreisen an.

Geiz ist nicht geil!

Ob die Anschaffung tatsächlich ein Schnäppchen war, zeigt sich leider oft erst beim Tierarzt und oft genug zu Ungunsten der Schnäppchendefinition. Viel zu junge Tiere, ungeimpft, verwurmt und krank sind nicht die Ausnahme des vermeintlich günstigen Angebotes, sondern die Regel. Aus einem ursprünglichen Kaufpreis von vielleicht 250,-, 400,- oder 800,- Euro wird dann, sollten Sie es sich leisten können, unter Umständen ein 5000,- Euro Hund. Dazu kommen Verhaltensprobleme, deren Umlenkung oder Linderung viel Geduld, Liebe und Zeit benötigen, falls überhaupt etwas zu retten ist. Wie viel preiswerter wäre da doch der gesunde Welpe aus verantwortungsvoller Zucht mit seinen 1200,- Euro gewesen?!

Der Massenzüchter

Massenzüchter sind nicht in jedem Fall als solche zu erkennen. Sie können sich ebenso auf eine gängige Rasse konzentrieren wie auch auf mehrere Hunderassen. Nach außen wirken sie oft als engagierte Hundehalter und wissende, umsichtige Züchter. Vielleicht finden Sie an Wänden und in Vitrinen auch jede Menge Nachweise für erfolgreiche Ausstellungsbesuche. Das hat alles überhaupt und absolut nichts zu sagen. Die für Käufer solcher Hunde anstehenden Probleme sehen nämlich genau so aus wie jene bei Hunden von Hundehändlern.





Vorsicht bei zurückhaltendem Verhalten der Junghunde

Stutzig sollten Sie z. B. werden, wenn Ihnen nicht das ganze Rudel vorgestellt wird, Sie die Zuchtanlage nicht besichtigen dürfen, aus anderen Gebäudeteilen Gebell und Gejaule zu hören ist und vor allem die Ihnen vorgestellten Hunde ein auffällig zurückhaltendes Verhalten gegenüber den Besitzern und Menschen überhaupt zeigen. Haben Sie sich mit Ihrer Wunschrasse vorher ausgiebig beschäftigt, werden Sie schnell feststellen können, ob es sich hier um rassetypische Zurückhaltung gegenüber Fremden, wie man sie z. B. vom Chow Chow kennt, handelt oder um mangelnde Sozialisierung.

Welpenvorstellung nur mit Mutter

Die Vorstellung des zu den Welpen gehörenden Zuchtrüden ist zwar selten möglich, doch die Mutter sollte immer dabei sein. Werden Ihnen dann auch noch Mutter und Welpen getrennt vorgestellt, vielleicht sogar nur ein einzelner Welpe, nämlich jener, der verkauft werden soll, gezeigt, sollten Sie sich lieber ganz schnell ohne Hund verabschieden.

Geringe Kosten bei Hundezucht

Massenzüchter kaufen zwar keine Welpen auf, doch die Haltungs- und Zuchtbedingungen vor allem für die Hündinnen sind keineswegs besser als die von Hundehändlern. Die Hundezucht soll möglichst wenig kosten, an finanziellem wie auch zeitlichem und arbeitstechnischem Aufwand. Der Welpenverkauf hingegen soll jedoch viel Geld einbringen. Die Hündinnen werden oft schon mit der ersten Hitze, bei kleinen Rassen bedeutet dies etwa mit 6-7 Monaten und dann bei jeder folgenden gedeckt. Ausgemergelt, erschöpft, medizinisch unbetreut und zur Vermehrung missbraucht, vegetieren diese Hündinnen im Verborgenen dahin, bis sie nach wenigen Jahren an Krankheit oder körperlicher Erschöpfung, von den seelischen Leiden ganz zu schweigen, sterben.

Häufig Krankheiten durch geringe Zuchtauswahl

Die Zuchtauswahl bleibt natürlich ebenfalls auf der Strecke. Hier wird einfach nur Nachwuchs produziert. Die körperliche wie auch geistige Verfassung der Eltern und deren Ahnen ist für Massenzüchter völlig uninteressant. Wichtig ist nur, dass die Hunde auch aussehen, wie die angebotene Rasse eben aussehen sollte. Aus solchen Züchtungen, die nicht selten auch auf In- und Inzestzucht basieren, kommen häufig Welpen hervor, deren Defekte sich nicht nur körperlich, sondern auch geistig niederschlagen. So zählt z. B. das Rage Syndrome, auch als Cocker-Wut bekannt, zu den möglichen geistigen Erkrankungen. Erwähnenswert ist dieses Syndrom deshalb, weil ein betroffener Hund aufgrund plötzlich auftretender Aggressionsanfälle, vergleichbar mit epileptischen Anfällen, zur unberechenbaren Gefahr für Besitzer und Umwelt wird.

Gefällt Ihnen der freundliche Züchter, dessen Hunde ängstlich zurückweichen, immer noch so gut? Augen auf beim Hundekauf!

Übrigens:

  • 1. Bei Hundehändlern und Massenzüchtern werden Ihnen zwar Rassehunde angeboten, auch mit Papieren. Oft wird Ihnen jedoch mitgeteilt, dass diese noch nicht fertig sind und Ihnen später zugesandt werden. Na dann warten Sie mal schön! Oder Sie erhalten statt der Originalunterlagen nur Kopien, z. B. weil die Originale beim Züchter verbleiben müssen. Alles Quatsch! Den Ahnennachweis, auch Pedigree genannt, erhalten Sie im Original bei der Übergabe des Hundes.
  • 2. Nicht selten wird in Verkaufsinseraten angeboten, dass Ihnen der Hund auch gern zugesandt wird. Sehr bequem für Sie und den Anbieter… und für den Hund ein lebenslanges Trauma!
  • 3. Hundehändler und Massenzüchter gibt es nicht nur in Osteuropa. Das Geschäft ist lukrativ und die Vertreter finden Sie in und aus jedem Land.

Der Welpe aus dem Unfall

Da sitzt ein junger Mann oder eine junge Frau im Park auf der Bank und hält einen zuckersüßen Welpen im Arm. Auf Ihren entsprechenden Hinweis erhalten Sie die Gegenfrage, ob Sie ihn nicht kaufen wollen. Meist für ein Taschengeld zu erhalten, soll nun auch endlich der angeblich letzte Welpe aus dem unerwarteten Wurf Hundenachwuchs ein Zuhause finden.

Mag sein, dass es so ist, mag auch sein, dass es der Mutter wirklich gut geht. Aber wollen Sie einen Hund von jemandem, dem es scheinbar völlig egal ist, wer den Welpen bekommt und was aus ihm gemacht wird? Dieses Verhalten lässt doch eigentlich auch grundsätzliche Rückschlüsse auf den Halter der Mutterhündin zu, bezüglich auf Verantwortung und tatsächliches Interesse am Tier. Zwar steht der zu erzielende Gewinn hier eher im Hintergrund, doch geht es im Endeffekt auch nur darum, den zusätzlichen Fresser und damit Kostenfaktor endlich loszuwerden. Was sie da für Ihre 50,- Euro bekommen, ist ein echtes Überraschungspaket in jeglicher Hinsicht. Oft wird aus Mitleid gekauft, bis im nächsten Jahr eine Person auf der Parkbank mit einem Welpen im Arm und einer herzzerreißenden Story in der Tasche sitzt, die Ihnen verdammt bekannt vorkommt.

Antje Plate

Antje Plate teilt ihr Leben seit etwas mehr als 40 Jahren mit Hunden, seit etwa 20 Jahren beschäftigt sie sich mit dem Lebewesen Hund tiefergehend. Über die Jahre knüpfte sie teilweise sehr enge Kontakte zu anderen Haltern, Züchtern verschiedenster Rassen, Tierärzten und Kynologen. Außerdem entwirft und fertigt sie maßgefertigte Hundegeschirre.