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Scheinträchtige Hündin – Was bedeutet das?

Sicherlich haben Sie schon einmal etwas von einer scheinträchtigen Hündin gehört. Was es damit auf sich hat, erfahren Sie hier.

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Mag Ihre Hündin nicht mehr aus dem Haus, kann dies ein Anzeichen einer Scheinträchtigkeit sein. © Magnus Pomm/ stock.adobe.com

Scheinträchtigkeit bei Hündinnen

Endlich ist die Läufigkeit zu Ende und es kehrt wieder Ruhe in Ihr tägliches Leben mit Ihrer Hündin ein. Doch wenige Wochen später beginnt Ihre Hündin Nester zu bauen, ihr Spielzeug zu bemuttern und aus den Zitzen schießt sogar Milch. Ist das bei Ihrer Hündin der Fall, dann liegt bei Ihrer Hündin eine sogenannte Scheinträchtigkeit vor. Was dabei passiert, warum es passiert und was Sie dagegen tun können, haben wir für Sie hier einmal zusammengefasst.

Ursprung und Sinn der Scheinträchtigkeit

Dieses Phänomen, welches eigentlich gar keins ist, tritt in der Regel etwa innerhalb von 4 bis 8 Wochen nach der Läufigkeit auf und wird Scheinträchtigkeit genannt. Die Scheinträchtigkeit hatte bei den wilden Verwandten des Hundes einen sehr vernünftigen Grund.

Wölfe und Hunde leben eigentlich in Familienverbänden. Hier widmet sich nur das Elternpaar der Fortpflanzung. Geschlechtsreife Jungrüden verlassen meist die Familie und auch nur wenige Töchter bleiben in der Regel zurück. Die geschlechtsreifen Töchter werden natürlich auch läufig, jedoch nicht vom Vater gedeckt. Doch durch die mit der Läufigkeit nachfolgende Scheinträchtigkeit, die auch die Milchproduktion beinhaltet, werden die Töchter für ihre Mutter zu einer großen Hilfe in der Aufzucht der Welpen. Nesttrieb und Beschützerinstinkt sorgen für die Sicherheit der Kleinen, vor allem, wenn der Rest der Familie zur Jagd aufbricht. Der Milchfluss sichert die Ernährung der Kleinen. Sie sehen also, alles was Mutter Natur sich einfallen lässt, hat durchaus Sinn.

Anzeichen und Verlauf einer Scheinträchtigkeit

Hunde polstern Nest mit Kleidungsstücken aus

Die Familie Ihrer Hündin sind natürlich Sie. Logisch, dass in diesem Fall die Welpenpflege und Welpenversorgung ausfällt. Nichtsdestotrotz nimmt die Natur ihren Lauf. Ihre Hündin wird eben scheinträchtig. Meist sucht sich eine Hündin zu Beginn der Scheinträchtigkeit ein gemütliches Plätzchen, welches sie nicht selten auch mit Ihren Socken, Pullover oder Unterwäsche auspolstert. Vermissen Sie also in den nächsten Wochen nach der Läufigkeit ein paar Kleidungsstücke, sollten Sie mal an den Lieblingsplätzen Ihrer Hündin danach suchen.

Spielzeug als Welpenersatz

Langsam verdicken sich wahrscheinlich auch die Zitzen. Bei Berührung werden Sie feststellen, dass diese und ihre Umgebung nicht nur praller sind, sondern sich auch meist etwas wärmer anfühlen. Bei leichtem Ausstreichen kann durchaus bereits etwas Milch fließen. Außerdem hat Ihre Hündin mittlerweile irgendein Spielzeug als Welpenersatz gesucht. Sie schleppt dieses permanent mit sich rum, säubert es und legt es sich an den Bauch. Kommt es nicht zu Extremfällen der Scheinträchtigkeit, ist der kleine Spuk meist nach drei Wochen wieder vorbei.

Was sind Extremfälle?

  • Es kann sein, dass die scheinträchtige Hündin aggressiv reagiert, sobald jemand in die Nähe ihres Nestes und den vermeintlichen Welpen kommt. Oft hängt dieses Verhalten jedoch vom Vertrauensverhältnis zwischen Hund und Halter ab. Vertraut Ihre Hündin Ihnen, werden Sie sogar erleben, dass Sie zwischenzeitlich den Welpenersatz beaufsichtigen dürfen.
  • Manche Hündinnen reagieren mit einem wirklich sehr stark ausgeprägten Pflegetrieb. Sie wollen das Haus nicht länger als notwendig verlassen, also nur zum Urinieren und Lösen. Der Welpenersatz wird nie aus den Augen gelassen und auch die Futteraufnahme wird fast eingestellt.
  • Ebenfalls extrem kann die Milchproduktion sein. Es gibt Hündinnen, die so viel Milch produzieren, dass man meinen könnte, eine ganze Kompanie wäre mit Milch zu versorgen. Da sich die Milch nicht einfach abbaut, sind in solchen Fällen unter Umständen mit Gesäugeentzündungen zu rechnen. Damit ist dann nicht mehr zu spaßen.

Was können Sie gegen die Scheinträchtigkeit machen?

  • Bleibt alles im Rahmen, dann müssen Sie überhaupt nichts machen, außer regelmäßig Ihre entwendeten Kleidungsstücke einzusammeln.
  • Sie können die Scheinträchtigkeit verkürzen, indem Sie für den Zeitraum alle Spielsachen entfernen und auch dafür sorgen, dass die Gemütlichkeit des Liegeplatzes für die Zeit etwas eingeschränkt ist – also große Kuscheldecken und kleine Kissen einfach entfernen. Das bedeutet jedoch nicht, dass Ihre Hündin nun auf dem nackten Boden schlafen soll. Verhindern Sie einfach nur den Nestbau.
  • Sorgen Sie in dieser Zeit für viel Ablenkung. Spiele im Freien und längere Spaziergänge in neuen oder selten besuchten Gegenden, also z. B. durch Wald und Flur, sind das beste Heilmittel gegen die Scheinträchtigkeit, die natürlich keine Krankheit ist.
  • Anschwellende Gesäuge sollten Sie gleich zu Beginn mit kühlenden Umschlägen behandeln, dadurch wird die Milchproduktion häufig stark eingeschränkt, oft sogar ganz eingestellt.
  • Sollte die Maßnahme nicht den erwünschten Erfolg bringen, sondern sich das Gesäuge sehr stark weiter entwickeln und die Hündin ständig daran lecken, ist es ratsam den Tierarzt aufzusuchen. Er wird der Hündin wahrscheinlich ein cabergolinhaltiges Medikament verabreichen. Dies dient zur Verminderung des Milchflusses. Für das meist gereizte Gesäuge gibt es eine Salbe, die der Hündin Linderung verschafft und somit das Lecken einschränkt.
  • Erst wenn nichts anschlägt und jede Scheinträchtigkeit entsprechend heftig verläuft, sollte über eine Kastration nachgedacht werden.
  • Zwar wird jede Hündin scheinträchtig, doch ist die Ausprägung selbiger ebenso individuell wie Ihr Hund überhaupt ist.

Übrigens: Das gegen Scheinträchtigkeit nur eine echte Trächtigkeit hilft, ist genauso ein Ammenmärchen wie jenes, welches jedem Halter einer Hündin empfiehlt, sie einmal im Leben zur Gesunderhaltung werfen zu lassen.

Antje Plate

Antje Plate teilt ihr Leben seit etwas mehr als 40 Jahren mit Hunden, seit etwa 20 Jahren beschäftigt sie sich mit dem Lebewesen Hund tiefergehend. Über die Jahre knüpfte sie teilweise sehr enge Kontakte zu anderen Haltern, Züchtern verschiedenster Rassen, Tierärzten und Kynologen. Außerdem entwirft und fertigt sie maßgefertigte Hundegeschirre.