bei Lebensversicherungen beachten

Weniger Garantiezins für Lebensversicherungen – das sollten Sie beachten

Die bereits angekündigte Zinssenkung war seitens der Versicherungswirtschaft moderater erwartet worden. Statt der erwarteten Absenkung auf zwei Prozent wurde der Garantiezins jedoch auf 1,75 Prozent heruntergeschraubt. Damit dürfte es für einige Anbieter bei Neuverträgen ab 1. Januar 2012 zu einer schwierigen Konstellation kommen.

bei Lebensversicherungen beachten
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Die Aussage, dass am Ende der Laufzeit die Gesamtverzinsung entscheidend ist, hat durchaus ihre Berechtigung. Um die garantierten Leistungen sicher zu stellen, beispielsweise im Fall der Riester-Rente, ist jedoch die Garantieverzinsung ausschlaggebend.

Kurze Vertragslaufzeiten – Risiko Abschlusskosten

Das Risiko, sowohl für den Versicherer als auch für den Versicherungsnehmer liegt in den kurzen Vertragslaufzeiten.  Aufgrund der Kostenbelastung zu Vertragsbeginn erreichen manche Verträge bei einer Laufzeit bis zu 20 Jahren möglicherweise nicht die Summe der eingezahlten Beiträge. Diese tatsächliche Gewinnentwicklung variiert natürlich von Gesellschaft zu Gesellschaft. Möglich ist, dass bereits nach 14 oder 17 Jahren dem Versicherungsnehmer das eingezahlte Kapital zur Verfügung steht. Die Herausforderung ist, dass der niedrige Garantiezins nicht durch den Kapitalmarktzins kompensiert werden kann, da dieser ebenfalls aktuell extrem niedrig ist.

Eine geeignete Kennziffer um die Gesellschaften zu vergleichen, ist die Beitragsrendite. Laut Assekurata beträgt die durchschnittliche Beitragsrendite im laufenden Jahr 1,39 Prozent, die Spanne über alle Anbieter bewegt sich zwischen 0,72 Prozent und 1,95 Prozent. Aktuell liegen die meisten Versicherer noch über der Inflationsrate, mittelfristig dürften eine große Zahl mit der Beitragsrendite aber darunter sinken. Diese Herausforderung steigt bei einem, von Experten erwarteten, Anstieg des Kaufkraftverlustes.

Änderung der Kostenstruktur im Sinne der Verbraucher

Der Kapitalerhalt und, für den Verbraucher noch wichtiger, die Kapitalmehrung, kann durch den neuen Rechnungszins nur durch eine Veränderung der Kostenstruktur erzielt werden. Riester-Verträge, die die eingezahlten Beiträge garantieren müssen, werden für einige Gesellschaften zum Sorgenkind. Bei älteren Versicherten mit kurzen Vertragslaufzeiten ist die Beitragsgarantie nicht mehr zu gewährleisten. Die Alternative zur Senkung der Kosten, in erster Linie der Vertriebskosten, ist die Senkung des Höchsteintrittsalters. Schon heute schneiden die Anbieter mit hohen Vertriebskosten teilweise nur mittelmäßig ab, durch das neue Zinsszenario dürften Sie bei Rankings sehr schnell nach unten abrutschen. Die Absenkung der Vertriebskosten wird allerdings auf  Seite der Vermittler wenig Anklang finden.

Versicherungsgesellschaften erwirtschaften nicht nur den Garantiezins. Aus den Beiträgen der Kunden stehen in der Kalkulation auch Gelder zur Verfügung, die über den Rechnungszins hinaus höher rentierlich angelegt werden. Anders kämen Verzinsungen bei Kapitallebens- und Rentenversicherungen von rund drei Prozent nicht zu Stande. Durch den niedrigeren Garantiezins müssen aber mehr Beitragsanteile zum Garantiezins angelegt werden, um die Mindestsumme sicher zu stellen. Diese Beiträge fehlen im Umkehrschluss natürlich für eine Anlage in höher verzinsliche Investments.

Garantiezins beachten
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Prüfen Sie die Alternativen vor Abschluss einer Lebensversicherung

Vorab: Ihre bestehenden Verträge sind von der Zinssenkung nicht betroffen.

  • Die Alternative zu kurz laufenden Riesterverträgen sind Riester-Banksparpläne. Diese sind faktisch kostenfrei, da es sich um klassische Sparpläne, ähnlich einem Sparbuch, handelt.
  • Eine Kapitallebensversicherung zur Hinterbliebenen-Versorgung und zum Vermögensaufbau können Sie durch eine Risiko-Lebensversicherung ersetzen. Die sichere Geldanlage für den Vermögensaufbau ermöglichen Bundeswertpapiere. Der Vorteil ist, dass Sie diese bei der Bundesfinanzagentur ohne Kosten direkt erwerben und verwahren lassen können. So bleibt nicht ein Teil der Erträge beim Versicherer „hängen“.
  • Nutzen Sie vor Abschluss einer Versicherung im Jahr 2012 Vergleichsmöglichkeiten. Experten schließen nicht aus, dass es im Vertrieb zu unrealistischen Prognoseberechnungen kommen wird.
  • Sinn und Zweck von Kapital-Lebensversicherungen werden durch die Konsequenzen aus der Zinssenkung einmal mehr in Frage gestellt.

Uwe Rabolt

Jahrgang 1959, Bankkaufmann, Versicherungsfachman (BWV).
Amerikanistik- und Linguistikstudium (M.A.), Frankfurt am Main.
Von Januar 1985 bis Dezember 2010 im on- und offline-Vertrieb im Sektor Finanzdienstleistungen tätig.