Ebenso häufig wie die Hüftdysplasie tritt mittlerweile die Ellenbogendysplasie beim Hund auf. Was es mit dieser Erkrankung auf sich hat, lesen Sie hier.
Auch beim Hund setzt sich das Armgelenk, der Ellenbogen, aus Elle, Speiche und Oberarmknochen zusammen. Passen diese drei Teile nicht optimal zusammen, dann kommt es zur Ellenbogendysplasie, sprich zur Fehlbildung.
Insgesamt wird die Ellenbogendysplasie in die Grade 0 bis 3 eingestuft, wobei 3 die schwerste Form von Ellenbogengelenkdysplasie darstellt. Diese hat zudem noch drei Formen von Begleiterscheinungen, die Osteochondrosis dissecans (kurz OCD), den Processus coroniodeus mediali (kurz FCP) und den Isolierten Processus anconaeus (kurz IPA).
Inhaltsverzeichnis
Drei Formen von Begleiterscheinungen
» Osteochondrosis dissecans:
Als Osteochondrosis wird die Störung bei der Umwandlung von Knorpel zu Knochen bezeichnet. Disseanc beschreibt die sich ablösenden Knorpelteilchen oder Knochenteilchen. Spricht Ihr Tierarzt also davon, dass Ihr Hund OCD hat, dann haben sich die Knorpel nicht optimal zu Knochen umgebildet und zudem einige Fragmente gelöst.
» Processus coroniodeus mediali:
Bei der Processus coroniodeus mediali handelt es sich um die Ablösung eines innen liegenden Knochenteilchens, dem Kronenfortsatz, an Elle.
» Processus anconaeus:
Beim Processus anconaeus handelt es sich um den Ellenbogenfortsatz. Normalerweise ist dieser nach Wachstumsabschluss mit der Elle fest verbunden. Spricht Ihr Tierarzt vom IPA, dann fand eben diese Verbindung zwischen Knochenfortsatz und Elle nicht statt. Der IPA ist recht häufig in Zusammenhang mit der OCD zu beobachten.
Symptome der Ellenbogendysplasie
Auffälligstes Merkmal der Ellenbogengelenkdysplasie ist Lahmheit in den vorderen Gliedmaßen. Häufig sind zwar beide Vorderläufe betroffen, doch die Lahmheit kann auch abwechselnd und unabhängig vom anderen Vorderlauf auftreten. Beispielhaft ist auch das Lahmen nach längeren Ruhepausen.
Andere Symptome, die auf Ellenbogengelenkdysplasie mit einer der Begleiterscheinungen schließen lassen, ist die Unbeweglichkeit im Ellenbogengelenk, das nach innen oder außen Schwenken des betroffenen Vorderlaufs in der Bewegung, Knirschgeräusche im Gelenk und natürlich Schmerzen für das Tier. Die Begleiterscheinungen treten in unterschiedlichen Altersstufen der Junghunde auf.
» IPA:
IPA kann der Tierarzt theoretisch bereits nach der 24. Lebenswoche diagnostizieren, denn bis dahin muss die Verschmelzung von Kronenfortsatz und Elle erfolgt sein. Praktisch ist dies wesentlich schwerer, denn in dem Alter sind selten Hinweise auf Ellenbogengelenksdysplasie zu sehen und die Untersuchung ist auch sehr aufwendig.
» OCD/FCP:
OCD ist meist im Alter von 5 Monaten zu diagnostizieren und FCP tritt zwischen dem fünften und siebentem Lebensmonat zutage.
Wichtig:
Vergessen Sie nicht, dass die Ellenbogendysplasie auch mehrere Begleiterscheinungen gleichzeitig mit sich bringen kann!
Ursachen der Ellenbogendysplasie
Wie auch bei der Hüftdysplasie liegt ein Hauptteil der Ellenbogendysplasie im erblichen Bereich. Aber ebenso wie Hüftdysplasie kann auch Ellenbogendysplasie durch falsche Fütterung oder Überbelastung entstehen.
Besonders betroffene Hunderassen
Natürlich kann jeder Hund von Ellenbogengelenkdysplasie betroffen sein. Doch besonders auffällig zeigen sich Hunde großer und/oder schwerer Hunderassen. Dazu gehören alle Molosser und Bullrassen, wie z. B. Bordeauxdogge, Bullmastiff, Bernhardiner oder Englische Bulldogge. Aber auch beim Rottweiler, Labrador und Retriever wurde Ellenbogendysplasie sehr häufig beobachtet.
Vorbeugen und Lindern
Hat Ihr Hund bereits eine genetische Veranlagung zur Ellenbogendysplasie oder gehört er zu den Risikorassen, können Sie bereits im Welpenalter und Junghundalter gegen das Schlimmste vorbeugen. Beachten Sie einfach Folgendes:
- Mäßige Bewegung des Welpen und Junghundes. Die Faustregel: maximal 5 Minuten Bewegung am Stück je Lebensmonat beim Spaziergang. Sorgen Sie drinnen wie draußen streng für Ruhepausen, bevor der Kleine wieder losstürmt. Richten Sie sich bei Spaziergängen darauf ein, den kleinen Schwergewichtler auch über längere Strecken tragen zu müssen.
- Kein Treppensteigen, vor allem abwärts ist sehr gefährlich, da die Last des schweren Oberkörpers hierbei mit aller Wucht auf den Ellenbogen landet.
- Keine körperlichen Überanstrengungen durch Springen, Rennen, Klettern oder lange Spaziergänge – kommen Sie also ja nicht auf die Idee, Ihren Junghund bei Zeiten ans Fahrradfahren zu gewöhnen oder auf Joggingtouren mitzunehmen!
- Rempelspiele unter den Hunden unterbinden, denn gerade genannte Rassen lieben es, den berühmten Body Check zu machen. Spielen erwachsene Hunde bzw. alte Hunde mit Welpen oder Junghunden, entwickelt sich schnell ein Welpen-Kegeln, da der Kleine dem Alten kaum etwas entgegenzusetzen hat. Der Knochenentwicklung tut dies überhaupt nicht gut!
- Weder zu energiereiche noch zusätzlich mit Calzium und Phosphor angereicherte Nahrung verabreichen. Alle drei Faktoren tragen zum beschleunigten Wachstum bei und fördern die Entstehung von Missbildungen im Ellenbogengelenk bzw. die Begleiterscheinungen.
Behandlung
Die Behandlung von Ellenbogendysplasie und ihren Begleiterscheinungen ist nur mittels chirurgischen Eingriffs möglich, da abgespaltene Knorpelfragmente und Knochenfragmente oder Arthrosebildungen entfernt werden müssen. Dazu werden in der Regel unterstützend schmerzlindernde und entzündungshemmende Medikamente verabreicht.