Frisch verheiratet: jetzt Finanzen ordnen

Frisch verheiratet: Warum Finanzen ordnen jetzt zur Pflicht wird

Auch wenn der Himmel voller Geigen hängt, wer nicht direkt nach der Hochzeit die gemeinsamen Finanzen klärt, hat später vielleicht das böse Erwachen.

Wo, bitte sehr, ist der Unterschied, ob ich für mich allein oder mit meinem Partner oder meiner Partnerin Altersvorsorge betreibe? Eine Studie des DIA (Deutsches Institut für Altersvorsorge) hat gezeigt, dass es hier sehr wohl Unterschiede gibt. Bei der Planung für Zwei kann es sowohl doppelt positive Ansätze als auch zweifache Unterlassungssünden geben.

Nach der Trauung unbedingt Verträge prüfen | © fizkes / stock.adobe.com

Aus zwei mach eins oder getrennt weiterdümpeln?

Die nachhaltige Paarbildung, gleich ob mit Trauschein oder ohne, beginnt heute für viele Menschen nicht gleich mit Anfang 20, sondern eher später. Mit Ende zwanzig, Anfang dreißig werden heute die Weichen für ein gemeinsames Leben gestellt, welches auch eine gegenseitige finanzielle Verbundenheit bedingt. In diesem Alter haben die meisten jedoch bereits begonnen, Vorsorgemaßnahmen zu ergreifen, allerdings noch unter dem Aspekt des Singledaseins. Folglich werden in die (finale) Partnerschaft von Beiden Verträge oder Guthaben eingebracht, bei deren Betrachtung sich nun die Frage stellt, ob sie auch künftig als Singlemaßnahme betrachtet werden sollen, oder ob ein Zusammenführen nicht sinnvoller ist.

» Beispiel: Wertpapierdepots und Girokonto

Erstes Beispiel dafür sind Wertpapierdepots, gleich, ob sie für die Altersvorsorge oder nicht gedacht sind. In vielen Fällen bedeuten zwei Depots immer noch doppelte Depotverwaltungsgebühr, eine Position, die zumindest auf einen Kostenfaktor reduziert werden kann. Kostenlose Depots sind, nebenbei bemerkt, die noch intelligentere Alternative. Gleiches gilt im Übrigen für Girokonten. Getrennte Konten zeugen von finanzieller Selbstständigkeit. Rechnet man jedoch einmal die jährliche Kontoführungsgebühr hoch, wäre es cleverer, bei einer Direktbank ein Konto mit kostenlosen Partnerkarten ohne jede Kontoführungsgebühr zu eröffnen. Neben diesen beiden reinen kostenrelevanten Punkten gibt es aber auch strategische Unterschiede.


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Steuerliche Komponente verändert Rendite

  • War für einen der beiden Partner ein Bausparvertrag aus steuerlichen Gründen durchaus noch rentabel, kann sich dieser Sachverhalt nach einer Eheschließung grundsätzlich ändern. Die Bausparprämie wird nur geleistet, wenn das zu versteuernde Einkommen innerhalb bestimmter Grenzen liegt. Bei Verheirateten greift allerdings das gemeinsam zu versteuernde Einkommen. Sparbeiträge werden oft aus Trägheit oder Unwissen weiterbezahlt, der Renditekick entfällt jedoch unbemerkt. Sind Bausparverträge vorhanden und machen auch Sinn, bleibt die Ãœberlegung, abhängig vom Sparziel, diese zusammenzuführen.
  • Bestehen Verbindlichkeiten bei einem der beiden Partner, sollte mit einer Risikolebensversicherung dahin gehend Absicherung betrieben werden, dass im Falle eines plötzlichen Ablebens kein Schuldenberg zurückbleibt.
  • Private Rentenversicherungen oder betriebliche Altersversorgungen sind für Singles in der Regel hinsichtlich des Rentenbezuges ohne Garantiezahlung bei der Rentenversicherung ausgestattet. Eine Anpassung in Bezug auf die Weiterzahlung an Hinterbliebene sollte eine Ãœberlegung wert sein.
  • Besteht eine Lebensversicherung und der Begünstigte für den Todesfall ist namentlich genannt, ist eine Ãœberprüfung ebenfalls angeraten. Manch eine Witwe schaute im Fall des Todes ihres Mannes in die Röhre, da ihre Vorgängerin noch im Vertrag als Begünstigte benannt war.
  • Viele Paare investieren in Altersvorsorgelösungen, teilweise in die oben genannten alten Verträge, teilweise in neuere Produkte, wissen aber am Ende des Tages nicht genau, wie viel wo hinfließt und welches Ergebnis, wann zur Verfügung steht. Ein gründlicher Kassensturz hilft, dieses unstrukturierte Vorgehen in gezielte Sparvorgänge zu wandeln.

Uwe Rabolt

Jahrgang 1959, Bankkaufmann, Versicherungsfachman (BWV).
Amerikanistik- und Linguistikstudium (M.A.), Frankfurt am Main.
Von Januar 1985 bis Dezember 2010 im on- und offline-Vertrieb im Sektor Finanzdienstleistungen tätig.