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Frühkastration beim Hund – Pro und Kontra

Ebenso leidenschaftlich wie die Kastration als solche, wird auch über das beste Kastrationsalter des Hundes diskutiert. Wie sinnvoll ist eine Frühkastration beim Hund?

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Eine Frühkastration hat Auswirkungen auf die Entwicklung Ihres Hundes. © Lunja/ stock.adobe.com

Hund bereits vor der Geschlechtsreife kastrieren?

Sollte man den Hund bereits vor oder erst nach Eintritt der Geschlechtsreife kastrieren lassen, also zur Frühkastration greifen? Von verschiedenen Fachleuten wird pro Frühkastration mit dem Verhalten des Hundes plädiert. Hunde, männlich wie weiblich, welche bereits vor der Geschlechtsreife kastriert werden, behalten ihr Junghundeverhalten bei und gehen auch auf andere Hunde völlig neutral zu. Die Geschlechtsreife beginnt bei Rüden in der Regel im 6./7. Lebensmonat und bei Hündinnen mit der ersten Hitze.

Fachleute, die kontra Frühkastration diskutieren, führen ins Feld, dass diese Hunde aufgrund der Frühkastration ihre Geschlechtsidentität gegenüber anderen Hunden verlieren und in der Lernfähigkeit eingeschränkt sind.

» Übrigens: Hundehalter von Rüden und Hündinnen begründen ihre Entscheidung für die Frühkastration gern mit dem Satz: Ach, so habe ich keinen Stress bei der Läufigkeit. Während die Fachleute ihre Meinungen sinnvoll vertreten können, baut diese Entscheidung der Hundehalter auf deren Bequemlichkeit auf. Lassen Sie Ihren Hund nicht nur aus diesem Grund kastrieren.

Pro Frühkastration

  • Die Hunde zeigen auch nach dem Erwachsenwerden, also je nach Rasse im Alter ab 1,5 bis 3 Jahre, Junghundeverhalten. Dies äußert sich vor allem im verspielt anmutenden Sozialverhalten gegenüber Artgenossen und auch dem Hundehalter.
  • Sexualaggressionen treten nicht auf.
  • 80 Prozent der Hündinnen, welche vor der ersten Hitze kastriert werden, leiden später nicht unter geschlechtsspezifischen Tumoren.

Kontra Frühkastration

  • Die Geschlechtsidentität des Hundes wird nicht aufgebaut. Da Rüde und Hündin nicht sicher sind, was sie da vor sich haben, werden Frühkastraten oft gemobbt, überdurchschnittlich oft aufgeritten und manchmal auch für die Halter scheinbar ohne erkennbaren Grund gebissen. Mehrere schlechte Erfahrungen machen dann auch aus dem freundlichsten Frühkastraten einen verbitterten Hund, der selbst lieber zuerst zubeißt, bevor er wieder zum Opfer wird.
  • Die Lernfähigkeit von Frühkastraten ist etwas weniger ausgeprägt als jene von Hunden, die erst nach der Geschlechtsreife kastriert werden. Arbeitshunde, also jene, die eine spezielle Ausbildung erhalten, werden grundsätzlich nicht früh kastriert.
  • Der Hund reift nicht zu einer erwachsenen Persönlichkeit heran.
  • Frühkastration verhindert zwar Sexualaggression, jedoch weder Besitz- noch Revieraggression und auch kein ausgeprägtes Jagdverhalten.

Fazit

Im Endeffekt müssen jedoch Sie als Halter entscheiden, welches Leben Sie für Ihren Hund wünschen. Frühkastration wie auch Spätkastration haben Vorteile und Nachteile, die gut gegeneinander abgewogen werden müssen. Eines werden Sie jedoch mit keiner Form von Kastration ändern können: das Resultat Ihrer Sozialisierung, Haltung und Erziehung.

Antje Plate

Antje Plate teilt ihr Leben seit etwas mehr als 40 Jahren mit Hunden, seit etwa 20 Jahren beschäftigt sie sich mit dem Lebewesen Hund tiefergehend. Über die Jahre knüpfte sie teilweise sehr enge Kontakte zu anderen Haltern, Züchtern verschiedenster Rassen, Tierärzten und Kynologen. Außerdem entwirft und fertigt sie maßgefertigte Hundegeschirre.