Pflegeheim Eltern Pflege zuhause

Pflegeheim finden: 5 Tipps damit Eltern gut versorgt sind

Nicht jedem ist es gegeben, Angehörige daheim pflegen zu können. Umso wichtiger ist es, dass Sie sich während der Suche nach einem geeigneten Pflegeheim gut informieren. Wir verraten Ihnen, worauf Sie achten sollten.

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Nehmen Sie sich Zeit, ein gutes Pflegeheim zu finden © Photographee.eu/ stock.adobe.com

Immer öfter sehen sich Kinder damit konfrontiert, für ihre Eltern ein geeignetes Pflegeheim finden zu müssen. Darum wissend, dass die Eltern ihren Lebensabend in der Einrichtung verbringen werden, sollte bei der Auswahl besonders sorgsam und akribisch vorgegangen werden. Oft ist es aber so, dass die Auswahl des Pflegeheims unter Zeitdruck geschieht, beispielsweise weil ein Schlaganfall die stationäre Unterbringung zeitnah notwendig macht. Im Durchschnitt besuchen die Kinder drei Einrichtungen, bevor eine Entscheidung getroffen wird. Im Idealfall werden die Wünsche der Eltern mit einbezogen, manchmal aber ist dies aus den unterschiedlichsten Gründen nicht möglich.

Die Veröffentlichung der Studie „Transparenzmängel, Betrug und Korruption im Bereich der Pflege und Betreuung“ im Jahr 2013 hat das Vertrauen vieler Menschen in pflegerische Einrichtungen nicht gerade gesteigert. Die Studie der Anti-Korruptionsorganisation Transparency International zu deutschen Pflegeheimen kam zu dem Ergebnis, dass es „zu wenig Transparenz und Kontrollmöglichkeiten für die Betroffenen“ gibt, dafür aber „jede Menge Möglichkeiten, die Abhängigkeit von Menschen mit Pflegebedarf wirtschaftlich auszubeuten.“ (Quelle: www.transparency.de)

Die Bertelsmann-Stiftung hat als Mitinitiator vor über zehn Jahren die Weiße Liste ins Leben gerufen mit dem Ziel, Angebote und Dienstleister rund um die Pflege transparent darzustellen. Auf deren Internetseite gibt es eine Checkliste, die Sie bei der Auswahl eines Pflegeheims zuhilfe nehmen können.

Geht man von derzeit durchschnittlich 3000 Euro pro Monat für einen Pflegeheimplatz aus (stark abhängig von Bundesland, Standort und Ausstattung), von denen ein Teil selber finanziert werden muss, sollte im Vorfeld umso gründlicher geschaut werden. Eine persönliche Inaugenscheinnahme des Pflegeheims ist die sicherste Entscheidungsgrundlage.

5 Tipps für die Suche nach einem guten Pflegeheim

Die folgenden fünf Punkte sollen Ihnen eine Orientierung geben, worauf Sie bei der Suche nach einem passendem Heim achten sollten, um Ihre Angehörigen später gut versorgt zu wissen.

 Tipp 1: Auf Äußerlichkeiten achten

Gehen Sie bei der ersten Besichtigung mit offenen Augen, Ohren und Nase durch das Haus. Gerüche sind nicht nur unangenehm, sondern lassen auch Rückschlüsse auf eventuelle hygienische Missstände, vor allem in den Gemeinschaftsräumen zu.

Welchen Eindruck macht das Personal auf Sie? Gibt es Ansprechpartner für Ihre Fragen? Werden die Fragen direkt beantwortet oder wird ausgewichen? Machen die Pfleger einen entspannten Eindruck oder stehen sie sehr unter Stress? Wie erleben Sie die Bewohner des Pflegeheims? Wirken sie zufrieden und ausgeglichen?

 Tipp 2: Medizinische Versorgung prüfen

Neben einem Minimum an Freizeitangeboten für leichtere Pflegefälle steht natürlich die medizinische Versorgung im Fokus. Es stellt sich die Frage, ob der alte Hausarzt, so dies von der Entfernung möglich ist, auch im Heim Visite machen darf, oder ob das Haus nur eigene Ärzte zulässt. Werden grundsätzlich regelmäßige Visiten angeboten? Ist die kontinuierliche Flüssigkeitsversorgung sichergestellt? Besonderes Augenmerk sollte auf die regelmäßige Überprüfung bezüglich des Wundliegens gelegt werden. Wird zu freiheitseinschränkenden Maßnahmen gegriffen? Beides können Indizien für eine Überlastung des Pflegepersonals sein.

Wie sieht der Speiseplan, das Nahrungsangebot aus? Gibt es Standard-Menüs oder wird auf persönliche Vorlieben eingegangen, vor allem wenn diese medizinisch angezeigt sind? Gibt es ein ausreichendes Angebot an frischem Obst und Gemüse?

 Tipp 3: Auf persönliche Vorlieben Rücksicht nehmen

Sind die Eltern Naturliebhaber und früher viel an der frischen Luft unterwegs gewesen? Dann schauen Sie nach ländlich gelegenen Pflegeheimen mit einer großen Gartenanlage. Vielleicht ist sogar ein kleines Streichelgehege angeschlossen. Sind Ihre Eltern hingegen kulturell interessiert und haben gerne Museen, Theatervorstellungen und Opern besucht, dann können Sie hinsichtlich des Freizeitangebots nach Übereinstimmungen schauen. Leiden die Eltern an Demenz, sollten Häuser, die sich darauf spezialisiert haben, in die engere Wahl kommen.

Pflegeheim Freizeitangebot
Ein vielfältiges Angebot an Freizeitakitvitäten ist wichtig © belahoche/ stock.adobe.com

Nicht nur die Lage des Hauses entscheidet über den Wohlfühlfaktor Ihrer Eltern, auch die Beibehaltung persönlicher Ankleidegewohnheiten trägt viel dazu bei. Haben die Bewohner die Möglichkeit, sich individuell zu kleiden, sprich anziehen zu lassen, oder sieht man nur Menschen im Jogginganzug, weil dieser vom Personal schneller angezogen werden kann? Neben der Kleidung sind auch persönliche Gegenstände und Möbel Teil der Identität eines Menschen. Die Mitnahme sollte auf jeden Fall im Rahmen der Räumlichkeiten möglich sein.


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Tipp 4: Pflege-TÃœV Bewertungsbogen vorlegen lassen

Fragen Sie nach, ob es über das Heim einen Bewertungsbogen des Pflege-TÜV gibt. Der Pflege-TÜV wurde im Jahr 2008 im Zuge der Pflegereform beschlossen und sollte durch ein Benotungssystem für mehr Transparenz und Vergleichbarkeit der Pflegeheime sorgen. Im Oktober 2019 begann mit dem neuen Qualitäts- und Prüfsystems für Pflegeheime die Neuauflage des Pflege-TÜVs.

Wenig aussagekräftig sind hingegen Zertifikate oder Auszeichnungen unbekannter Tester und Institutionen, die gerne im Eingangsbereich gut sichtbar platziert werden, aber keinerlei Gewicht haben.

Tipp 5: Mit der Chefetage reden

Zu guter Letzt ist ein Gespräch mit dem Heimbeirat empfehlenswert. Dieser setzt sich aus Mitarbeitern des Hauses und aus Bewohnern zusammen. In diesem Gespräch erfahren Sie beispielsweise, ob es Kritikpunkte an der Heimleitung oder der Umsetzung von bestimmten Prozessen im Tagesablauf gab, und falls ja, welche Schritte unternommen wurden, hier Besserung zu schaffen.

» Fazit: Das Pflegeheim ist häufig die letzte Wohnstätte eines Menschen. Auch wenn der Weg bis zur Entscheidung zeitaufwendig und mitunter langwierig ist, sollte diese Zeit investiert und so optimal wie möglich genutzt werden. Kommt eine Einrichtung nach einem ersten Besuch in die engere Wahl, scheuen Sie sich nicht, einen zweiten Besuch wahrzunehmen.

Uwe Rabolt

Jahrgang 1959, Bankkaufmann, Versicherungsfachman (BWV).
Amerikanistik- und Linguistikstudium (M.A.), Frankfurt am Main.
Von Januar 1985 bis Dezember 2010 im on- und offline-Vertrieb im Sektor Finanzdienstleistungen tätig.