Eines ist sicher, die Rente – so Norbert Blüm vor vielen Jahren. Es ist hinlänglich bekannt, dass die gesetzliche Rente inzwischen alles andere als sicher ist. Diese Tatsache machen sich Banken, Versicherungen und Kapitalanlagegesellschaften zu Nutze, um ihre Kunden massiv auf die Rentenproblematik anzusprechen. Das ist auch durchaus richtig.
Der Haken ist nur, dass viele Verbraucher gar nicht wissen, wie hoch ihre Rentenlücke einmal sein wird oder welche Sparform von ihrer Mentalität am Besten zu ihnen passt. Jeder Vermittler ist heutzutage mit Software ausgestattet, die es ermöglicht, im Gespräch Rentenlücken zu ermitteln und sofort die „richtige“ Lösung anzubieten. Oftmals wird die Lösung bereits im Programm mitberechnet. Zweifelhaft bleibt aber, ob diese Lösung auch für den Kunden die Richtige ist.
Inhaltsverzeichnis
Finden Sie Ihre eigene Rente
Rentenberechnungen sind eine Ansammlung von Zahlen. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass „Normalverbraucher“ nach einer Rentenberechnung und Analyse das Gespräch aufgrund Reizüberflutung aus der Hand geben und dem Berater mit eingeschränkter Kritikfähigkeit gegenüber sitzen. Da Anbieter in der Regel in einer Produktschiene engagiert sind, kommen Alternativen oft nicht mehr zum Tragen. Um das zu vermeiden, finden Sie hier fünf Tipps, wie Sie Ihre Rente zu „Ihrer“ Rente machen und nicht zur Provision des Anbieters.
Tipp 1 – Den „Ist“-Zustand selbst erfragen
Verschaffen Sie sich selbst einen Überblick über Ihre aktuelle Rentenerwartung. Dazu dient zum ersten der Rentenbescheid der Rentenversicherung. Wenn Sie keinen aktuellen Bescheid vorliegen haben, können Sie ihn hier abfordern. Sollten Sie eine betriebliche Zusatzversorgung haben, erfragen Sie bei der Versicherung oder dem Versorgungswerk die Rentenansprüche für das Jahr, in dem Sie aus dem Erwerbsleben ausscheiden wollen. Bei bestehenden Renten- oder Lebensversicherungen fragen Sie nach der zu erwartenden Ablaufleistung. Diese kann sich seit dem Abschluss des Vertrages geändert haben!
Tipp 2 – Den tatsächlichen Bedarf ermitteln
Niemand kann in die Zukunft schauen, aber versuchen Sie selbst, so präzise wie möglich zu bestimmen, wie viel Geld Sie als Pensionär noch benötigen. Möglicherweise haben Sie eine selbstgenutzte Immobilie, die bis dahin entschuldet sein wird. Diese Kosten müssen Sie nicht mehr berücksichtigen. Unterstellen Sie auch einen Kaufkraftverlust, der bis zu Ihrem Rentenalter eintreten wird. Dieser gilt auch für die zu erwartenden Leistungen aus bestehenden Versorgungszusagen. Suggestive Fragen über die hohen Kosten der „never ending after-work party“ haben hier nichts verloren.
Tipp 3 – Ein eigenes Konzept erstellen
Überlegen Sie sich sehr genau, welcher Anlegertyp Sie sind. Eine Rendite von 15 Prozent pro Jahr bei absoluter Sicherheit der Anlage existiert nicht am Markt. Je sicherer eine Anlage ist, um so niedriger ist die Rendite. Umgekehrt erzielen Sie eine höhere Rendite, wenn Sie bereit sind, Risiken einzugehen. Ein Aktienfondssparplan wird nicht jedes Jahr acht Prozent Gewinn erwirtschaften, es wird auch Zeiten geben, in denen er negative Zahlen ausweist. Über die entsprechende Laufzeit hinweg wird das Ergebnis aber positiv sein.
Das Internet bietet Ihnen genügend Informationsquellen, um sich ein eigenes Bild der verschiedenen Lösungen zu schaffen. Ab einem bestimmten Alter wird es allerdings schwierig, größere Lücken mit konservativen Anlagen komplett zu schließen. In diesem Fall bedarf es auch der Investitionen in Sparformen mit einem höheren Risikoprofil. Idealerweise haben Sie die Möglichkeit, unterschiedliche Lösungen parallel aufzubauen.
Tipp 4 – Trennen Sie die Spreu vom Weizen
Interessanterweise zeigen unterschiedliche Tests von Finanzprodukten auch immer unterschiedliche Testsieger. Dennoch kristallisiert sich bei einem Vergleich der verschiedenen Analysen heraus, dass bestimmte Anbieter häufiger in den Spitzengruppen vertreten sind als andere. Das werden Sie auch feststellen, wenn Sie Untersuchungen der letzten Jahre vergleichen. In diesem Fall ist das Internet wieder eine wertvolle Informationsquelle. Ihr Bankberater mag Ihnen noch so sympathisch sein – es geht um Ihre Rente. Wenn das von ihm angebotene Produkt sich Jahr für Jahr nur im Mittelfeld findet, lautet der Ratschlag: Finger weg.
Sollten Sie an einem Fondssparplan interessiert sein, wählen Sie die Anlage über einen Direct Broker. Fünf Prozent Ausgabeaufschlag, die Banken in der Regel verlangen, müssen erst einmal durch Kursgewinne verdient werden. Rechnen Sie einmal hoch, wie viel Geld Sie verschenken, wenn Sie über einen Zeitraum von 25 Jahren jährlich 2.400 Euro mit fünf Prozent Agio anlegen – ohne dass der Zinseszins-Effekt berücksichtigt ist. Direct Broker verlangen, wenn überhaupt, nur reduzierte Ausgabeaufschläge.
Ausgestattet mit den notwendigen Vorabinformationen und der Sicherheit, dass Sie wissen, was Sie wollen, können Sie den Aussagen der Berater entsprechend kritisch gegenüberstehen.
Tipp 5 – Durchhalten
Die meisten Lebens- und Rentenversicherungen, aber auch Fondssparpläne, die der Altersversorgung dienen sollten, erleidet das gleiche Schicksal: aufgrund von akutem Geldbedarf der Anleger werden sie vorzeitig aufgelöst. Halten Sie sich das Ergebnis der Rentenberechnung vor Augen, und denken Sie daran, welche Abstriche Sie machen müssten, wenn Sie Ihr zusätzliches Vorsorgesparen auflösen.