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Hüftdysplasie beim Hund – Ursachen und Behandlung

Chronische Krankheiten können beim Hund ebenso wie beim Menschen auftreten. So z. B. die Hüftdysplasie beim Hund. Was das ist, beschreiben wir Ihnen hier.

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Ein Röntgenbild gibt eindeutig Aufschluss. © foto ARts/ stock.adobe.com

Häufig hört man den Tierarzt von Dysplasien sprechen. Unter einer Dysplasie versteht man dabei grundsätzlich eine Fehlbildung oder Missbildung. Die kann innere Organe und Gefäßsysteme ebenso betreffen wie den Skelettapparat oder Muskelapparat. Beim Hund treten die häufigsten Dysplasien im Sehapparat, Hörapparat und Skelettapparat auf, wobei jene, welche die Knochen betreffen, unter Hundehaltern zu den bekanntesten gehören. Wir möchten uns hier nun einer besonderen Dysplasie widmen, die bei Hunden sehr häufig vorkommt: die Hüftdysplasie.

HD – Hüftgelenksdysplasie

Die Hüftgelenksdysplasie, oft auch einfach als HD oder Hüftdysplasie bezeichnet, ist eine Fehlbildung der Gelenkpfanne des Unterschenkels und/oder der Gelenkkugel vom Oberschenkel. Sie kann nur ein Gelenk betreffen, aber auch beidseitig auftreten. Manchmal ist nur die Gelenkpfanne schlecht oder gar nicht ausgebildet, ein anderes Mal trifft die Deformation die Gelenkkugel.

Je nach Schwere der Deformation der Gelenkkugel fehlt hier der notwendige Halt, um einen natürlichen Bewegungsablauf zu sichern. Da, vereinfacht gesagt, Knochenteile fehlen, entsteht zudem ein unerwünschter Abstand zwischen den beiden Gelenkteilen, in welchem sich Ablagerungen bilden, die früher oder später zu Arthrose führen.

Verschiedene Schwerestadien der Hüftdysplasie

Die Hüftdysplasie wird in verschiedene Schweregrade eingestuft, wobei Stufe A als Hüftdysplasie-frei und Stufe E als schwere Hüftdysplasie gilt. Dazwischen liegen B = Verdacht, C = leichte Hüftdysplasie und D = mittlere Hüftdysplasie.





Bei schwerer Hüftdysplasie ist der Pfannenrand so weit abgeflacht, dass er eigentlich als gar nicht vorhanden zu bezeichnen ist, Gleiches gilt oft auch für den Oberschenkelkopf. Verrenkungen und Arthrose im Hüftgelenk sind zwangsläufige Folgeerscheinungen.

Ursachen der Hüftdysplasie

Die Veranlagung zur Hüftdysplasie wird den Welpen schon mit in die Wiege gelegt, häufig auch wider besseren Wissens des jeweiligen Züchters. Doch auch falsche Haltung und Fütterung können aus einem eigentlich gesunden Hund einen mit Hüftschaden machen.

Werden Hunde z. B. als Welpen und Junghunde viel zu früh viel zu stark belastet, kann es zur Deformation der Gelenke kommen. Dazu gehören das Lauftraining am Fahrrad, regelmäßiges Treppensteigen, Springübungen und Kletterübungen. Die Knochen von Junghunden sind noch sehr weich. Werden die Tiere zu früh stark belastet, verändern sich entsprechend die Knochen dauerhaft.

Die Fütterung spielt vor allem bei schnell wachsenden Rassen eine große Rolle. So führt z. B. zu hoher Proteingehalt, zu viel Phosphor und Calzium zu einem schnellen Wachstum. Auch dann haben die Knochen keine Gelegenheit, sich ordentlich auszubilden, sind für Größe und Gewicht des Hundes noch viel zu weich und verformen sich.

Symptome der Hüftdysplasie

Hüftdysplasie ist schwerer zu erkennen, als so mancher glauben mag. Sicher ist es auch eine Frage des Schweregrades, doch gar nicht so selten treten die Symptome zunächst nur sporadisch oder recht spät auf.

Vor allem Junghunde leiden nicht selten unter Schmerzphasen, die zwar zeitweilig und häufig sogar für einen längeren Zeitraum wieder verschwinden, doch nur um irgendwann mit Macht zurück zu kehren. Für den Halter ist es so kaum möglich einzuordnen, ob der Hund unter wachstumsbedingte Einschränkungen oder Hüftdysplasie leidet. Hier kann nur eine entsprechende Röntgenaufnahme Klarheit bringen.

Hellhörig sollten Sie werden, wenn:

  • Ihr Hund scheinbar ohne erkennbaren Grund mitten im Lauf oder Spiel Schmerzlaute von sich gibt.
  • Ihr Hund keine Lust auf Spaziergänge hat und sich während dessen häufiger hinsetzt.
  • Ihr Hund im hinteren Bereich einen wackligen, unsicheren Gang zeigt.
  • Ihr Hund stark mit dem Hinterteil nach rechts und links ausschwenkt beim Laufen.
  • bei Gelenkbewegungen Klick- oder Knackgeräusche zu hören sind.

Besonders betroffene Rassen

Rein theoretisch kann es jeden Hund treffen. Dennoch sind einige Rassen stärker als andere behaftet. Paradebeispiel für die von Hüftdysplasie betroffenen Rassen in Deutschland ist der Deutsche Schäferhund. Der Altdeutsche Schäferhund, historisch älterer Bruder des Deutschen Schäferhundes, ist bisher weitaus weniger von Hüftdysplasie geplagt.

Andere Hunderassen, die besonders oft unter Hüftdysplasie leiden, sind: Berner Sennenhunde, Bernhardiner, English und Gordon Setter, Golden Retriever. Auch Hunde mit sogenannter steiler Hinterhand wie z. B. der Chow Chow, neigen zur Hüftdysplasie.

Grundsätzlich können Sie davon ausgehen, dass, egal ob reinrassig oder Mischling, alle schnellwüchsigen, großen Hunde besonders gefährdet sind.

Vorbeugen, Lindern und Behandeln

Hüftdysplasie muss nicht unbedingt das Aus oder lebenslanges Leiden für Ihren Hund bedeuten. Sie können selbst schon viel machen, um aus einer Veranlagung keine schwere Krankheit werden zu lassen.

Vorbeugen und Lindern:

  • sportliche Bewegung und körperliche Belastungen, vor allem bei Junghunden, nur in Maßen!
  • eine der Rasse oder Mischung angepasste Ernährung
  • Vermeidung von Übergewicht
  • physiotherapeutische Übungen, um die Rückenmuskulatur und Gelenkmuskulatur zu stärken
  • orthopädische Hundebetten

Behandlung:

Hat ein Tierarzt bei Ihrem Hund Hüftdysplasie diagnostiziert, stehen verschiedene Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung.

» Stufe B – Verdacht:

  • ist mit den vorbeugenden Maßnahmen zu begegnen, kein intensiver Hundesport!

» Stufe C – leichte Hüftdysplasie:

  • wie Vorbeugung, jedoch nur extrem leichte sportliche Betätigung ohne Schwerpunktbelastung der Hüfte

» Stufe D – mittlere Hüftdysplasie:

  • wie Vorbeugen, jedoch keine sportliche Betätigung
  • Medikamente zur Schmerzlinderung
  • verschiedene operative Eingriffe, z. B. Durchtrennung der Nerven zur Schmerzfreiheit, Abfräsen der Gelenkkugel für Neubildung von Bindegewebe, Durchtrennung und Neupositionierung aller drei Beckenknochen (nur bei jungen Hunden!)
  • alternative Goldstiftakupunktur zur Schmerzfreiheit

» Stufe E – schwere Hüftdysplasie:

  • Durchtrennung der Nerven für Schmerzfreiheit
  • Goldstiftakupunktur für Schmerzfreiheit
  • operativer Ersatz des Hüftgelenks durch ein künstliches

Die in Frage kommenden chirurgischen Behandlungsmöglichkeiten hängen natürlich, wie fast alles, von der ganz individuellen Diagnose und auch vom Alter des Hundes ab.

Antje Plate

Antje Plate teilt ihr Leben seit etwas mehr als 40 Jahren mit Hunden, seit etwa 20 Jahren beschäftigt sie sich mit dem Lebewesen Hund tiefergehend. Über die Jahre knüpfte sie teilweise sehr enge Kontakte zu anderen Haltern, Züchtern verschiedenster Rassen, Tierärzten und Kynologen. Außerdem entwirft und fertigt sie maßgefertigte Hundegeschirre.